Zur Bildungsrepublik gehört eine Bildungshauptstadt

Rede auf dem Stuttgarter Marktplatz am 12.10.2012 anlässlich des Besuches von Bundeskanzlerin Angela Merkel

(…) Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin, liebe Frau Merkel, vielen Dank, dass Sie heute nach Stuttgart gekommen sind.

Deutschland steht gut da. Sie haben unser Land gut durch die Krise geführt. Und ganz besonders Stuttgart steht gut da! Warum ist Stuttgart gut durch die Krise gekommen? In Stuttgart haben wir das mit viel Miteinander geschafft. Das ist die Leistung von allen Stuttgartern. Ich möchte, dass das so bleibt und ich möchte dazu beitragen als Oberbürgermeister.

Ein guter OB schaut auf die wichtigsten Sorgen der Bürger zuerst. Vor vierzig Jahren habe ich auf den Fildern den Kindergarten besucht. Anschließend, in meiner ersten Schulklasse in Möhringen, waren wir 40 Kinder. Davon kamen drei aus dem Ausland. Heute hat über die Hälfte aller Kinder in Stuttgart einen Migrationshintergrund. Als ich ein Kind war, haben vier Beschäftigte einen Rentenempfänger getragen. Wenn ich in Rente gehe, wird jeder Beschäftigte ganz allein einen Ruheständler tragen müssen. Das heißt: Jedes Kind in Stuttgart, ganz gleich wo seine Familie her kam, muss mehr leisten als in den Generationen davor. Das ist die eigentliche, große Herausforderung, vor der wir in Stuttgart stehen.

Diese Herausforderung ist sehr viel größer als jedes Infrastrukturprojekt. Deswegen ist für mich Bildung die wichtigste Aufgabe – und nicht der neue Bahnhof, auch wenn ich gerne als OB den Bürgerwillen umsetzen werde. Der neue Bahnhof wird nicht einfach. Die Landesregierung bremst. Und die Bahn entgleist. Das letzte was wir in Stuttgart jetzt brauchen, ist ein OB, der sagt: Ich will den Bahnhof eh nicht. Ich werde mich als OB mit der Bahn und dem Land anlegen, damit wir einen guten Bahnhof bekommen, weil ich einen guten Bahnhof will. Das wichtigste aber ist die Bildung.

Liebe Frau Merkel, Sie haben gesagt, Deutschland soll eine Bildungsrepublik werden. Das finde ich gut. Ich habe sogar einen Vorschlag, wo die Hauptstadt sein soll: Hier in Stuttgart. Ich möchte Stuttgart zur Bildungshauptstadt machen. Der Sitz der Bundesregierung kann gerne in Berlin bleiben. Dann muss auch niemand aus der Opposition nach Stuttgart umziehen. (…)

Stuttgart braucht mehr Kitaplätze, Stuttgart braucht sanierte Schulen, Stuttgart braucht bezahlbaren Wohnraum, Stuttgart braucht einen Weg aus dem Stau, Stuttgart braucht bessere Straßen und damit wir das bezahlen können, braucht Stuttgart sichere Arbeitsplätze und eine starke Wirtschaft. Um alles das will ich mich kümmern.

Vor allem aber braucht Stuttgart eines nicht. Wir haben genug vom Streit. Der Streit hat unsere Stadt gelähmt. Auf den Streit können wir verzichten. Wir brauchen ein neues Miteinander in der Stadt, um die wirklich großen Zukunftsaufgaben anzugehen und diese heißen Bildung, Arbeit und Zusammenleben. Miteinander werden wir auch den neuen Stadtteil gestalten – So dass wir hinterher alle sagen können: Die Anstrengung hat sich gelohnt. Anstrengung ist mir nicht fremd. Ich bin Bürger und Unternehmer. Ich komme vom Schaffen.

Ich bin dankbar, dass ich von vielen Stuttgarter Bürgerinnen und Bürgern und gleich drei politischen Parteien und Wählergemeinschaften aufgefordert worden bin, mich für meine Heimatstadt und unsere Zukunft zu engagieren. Das ist eine großartige Aufgabe. Darum stelle ich mich Ihnen zur Wahl. Bitte gehen Sie Sonntag in acht Tagen zur Wahl und entscheiden Sie über die Zukunft von Stuttgart mit.

Wenn Sie für Bildung und sichere Arbeit sind und wenn Sie gegen die City-Maut sind, dann bitte ich um Ihre Stimme.

Vielen Dank.